Unsere Reise 2019 - Reisebericht

Tag 9, 28.03.2019

 

Heute Vormittag stand der Besuch des Altenheimes, das wir zuletzt vor drei Jahren besucht hatten, auf dem Plan. Eine sehr sympathische Leiterin des Hauses führte uns durch die teilweise frisch renovierten Etagen. Eine 86 jährige Bewohnerin des Heimes erkannte uns wieder und beklagte sich, dass wir sie drei Jahre lang vergessen hätten. Wir wollen das wieder gut machen und versprechen ihr Stickgarn und Strickwolle zum Handarbeiten. Eine andere Frau zeigt uns ein fertiges Puzzle und bittet um Kleber hierfür. Außerdem würden sie sich über neue Puzzle freuen.
Die Heimleiterin wünscht sich Hygieneartikel und Nähgarn für die Nähmaschine. Das alles erledigen wir sofort und machen wieder einmal einen Großeinkauf. Die Sachen werden demnächst bei Tamara abgeholt. 
Nach dem Mittagessen machten wir uns auf den Weg nach Gomel, in die eine Stunde entfernte Stadt der Region. Dort wollten wir zwei bedürftige Familien besuchen. Bei der ersten Familie hatten wir keinen Grund zu helfen. Sie lebt zwar mit vier Personen in nur einem Zimmer und der kleinen Küche, aber alles war sehr modern und ordentlich. 
Bei der anderen Familie sah es ganz anders aus. Mutter und Tochter leben mit einem schwerst behinderten Jungen (17 Jahre und nur 22 kg schwer) in einem Zimmer. Der Junge hat keinen Rollstuhl und wird auf dem Schoß gehalten oder auf das Sofa gelegt. 
Sie hatten sich schon auf unseren Besuch vorbereitet und im Internet den Sonderkinderwagen „Racer“ gefunden. Den haben wir ja inzwischen schon oft gekauft und ist uns bekannt. Deshalb konnten wir hier direkte Hilfe Zusagen und werden den Racer bestellen. 
So war die Fahrt nach Gomel doch nicht vergebens und können einer Mutter, die nie irgendeine Hilfe erfahren hat, eine große Freude und eine riesige Erleichterung im Alltag machen. 
Nun haben wir alles erledigt und können morgen früh ganz in Ruhe zurück nach Minsk fahren.

 

Tag 8, 27.03.2019

 

Für heute Vormittag hatte Christel das von Tamara gewünschte Deutsch-Projekt in der Schule vorbereitet und Bastelmaterial aus Deutschland mitgebracht. Tamara erzählte die Geschichte von Noah und der Arche und 23 Kinder aus dem 3. und 4. Schuljahr haben sich ein Tier-Paar ausgesucht und dann aus Filz oder Moosgummi gebastelt.
Zwischendurch kam die Sozialarbeiterin, um sich bei uns mit einem Diplom für die viele Bettwäsche, die Decken, die Kuscheltiere und Süßigkeiten zu bedanken, die wir in Minsk für die „Sozialfamilien“ gekauft hatten. 
Inzwischen hatten die Kinder mit Hilfe von Anja (Tochter von Tamara), einer Lehrerin und sogar der Direktorin die Arche fertiggestellt und die Tiere angeklebt.
Nach dieser Bastelstunde gab es noch eine kurze Besprechung mit der Direktorin. Sie meinte, dass wir nicht nur die Sponsoren der Schule, sondern inzwischen nach so vielen Jahren Seelen-Verwandte seien.
Plötzlich erfuhren wir, dass ein kleines Mädchen ins Krankenhaus muss, weil es am Tag zuvor von einem Hund im Gesicht gebissen wurde. Hans-Peter hatte sie zwar mit ihrer Oma in die Ambulanz gefahren, aber nicht den zuständigen Arzt erreicht. Bei der morgendlichen Besprechung hatte dann der Chefarzt entschieden, dass das Kind bis zum nächsten Tag kommen soll und entsprechend behandelt wird. 
Zum Trost schenken wir der kleinen Lisa einen Kuschelbär, den wir zum Glück noch da hatten und eigentlich für ein anderes Kind bestimmt war. Da grade kein anderer Chauffeur da ist, fährt Hans-Peter wieder ins Krankenhaus. 
Wir Frauen besprechen mit Tamara die Buchhaltung, tauschen Belege aus und überlegen, was noch zu erledigen ist.
Gegen fünf Uhr nachmittags mache ich (Ingrid) noch den versprochenen Besuch bei meinem Patenkind und um 6 Uhr beginnt das vorgezogene Abschiedsfest. 
Alles geht nahtlos ineinander über.
Der Abend war bei sehr gutem Essen, ein bisschen Alkohol, viel Erzählen und Lachen sehr gemütlich und angenehm. Die Frauen des Dorfes hatten wieder einmal sehr gut für uns gesorgt. Ein herzliches Dankeschön von uns an sie alle.

Tag 7, 26.03.2019

 

Heute morgen haben wir zum ersten Mal die Schule in Tschetschersk besucht. Da dieser Besuch vorher von Tamara geplant wurde, hatten die Lehrer einige interessante kleine Tanz- und Theaterstücke teilweise in englischer und deutscher Sprache vorbereitet. Die Deutschlehrerin war selbst früher auch ein paar mal in Deutschland im Odenwald zur Erholung. Auch sie erinnerte sich sehr emotional an diese Zeit und erzählte, wie sehr ihr der Aufenthalt geholfen hat, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Sie konnte außerdem in ihrer Gastfamilie die deutsche Sprache üben und wurde so selbstsicherer und besser im Deutschunterricht in der Schule. Wir haben nun schon so oft und immer wieder von den nun schon erwachsenen „Tschernobyl-Kindern“ gehört, wie wichtig ihnen der Aufenthalt in Deutschland (auch Belgien und Italien) war und sie eigentlich ihr ganzes Leben lang davon zehren. Eine junge Frau aus Belarus, die wir in Deutschland kennenlernten war ein einziges Mal zur Erholung in der Nähe von Dresden. Sie hat dann beschlossen, dass sie nach Deutschland will und hat dort tatsächlich ihr Studium beendet und ist glücklich verheiratet. Also, wir können noch dringend Gasteltern brauchen. Sie können das Sprungbrett für einen jungen Menschen ins Leben sein.
Zurück zur Schule!
Die Direktorin erzählte, dass die Lehrer in den Ferien viele Stunden in der Kolchose arbeiten, um dann mit dem verdienten Geld zusammen mit den Kindern und den Eltern die Schule Stück für Stück zu renovieren. Das hat uns sehr imponiert. Und wir sind bereit, diese Schule in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Da sich die Kinder auch in ihrer Freizeit oft in der Schule aufhalten, weil es nichts anderes gibt, haben sie sich verschiedene Bälle, Springseile und eine Tischtennisplatte gewünscht. Damit können die Lehrer ihre Schüler auf vielfältige Art und Weise beschäftigen. 
Beim anschließenden Besuch im Behindertenzentrum erfuhren wir, dass momentan alles in Ordnung ist und sie sich lediglich Kostümstoff für einen Auftritt bei einem Festival für 10 behinderte Kinder wünschen. Wir baten um einen Kostenvoranschlag und werden diesen kleinen Wunsch erfüllen. 
Danach haben wir im Supermarkt die vorher bestellten Lebensmittel für 38 bedürftige, allein lebende Frauen und Männer abgeholt; ebenso in einem anderen speziellen Geschäft (weil dort billiger) die Hygieneartikel. Einige Frauen aus dem Dorf haben alles sortiert und es wurden schon 10 Taschen verteilt. Wir denken, die Bilder sprechen für sich.

Tag 6, 25.03.2019

Gestern haben wir etwas salopp über unsere Aktion in der Schulküche berichtet. Heute möchten wir einmal ganz ernsthaft unseren Lesern von einigen Einzelschicksalen erzählen, von denen wir hier immer wieder hören und die uns sehr Aaazu Herzen gehen. Da gibt es z.B. einen dreijährigen Jungen, bei dem ein bösartiger Gehirntumor festgestellt wurde. Innerhalb von drei Tagen wurde er operiert und bekommt nun Chemotherapie. Die Mutter des Kleinen ist die Tante eines Schwerstbehinderten 17 jährigen Jungen. Zwei schwere Fälle in einer Familie. Dann gibt es ein zweijähriges Mädchen, das die Augenlider nicht offen halten kann. Ihr stehen viele Operationen bevor. Ein vierjähriges Mädchen wurde durchs Impfen im Alter von einem halben Jahr so krank, dass sie nun schwer geistig und körperlich behindert ist. Ein anderes, inzwischen 6 jähriges Mädchen hat von Geburt an große Feuermale im Gesicht. Als sie im Sommer in die Schule kam wurde sie verspottet und wollte natürlich nicht mehr hin. Nun hat sie schon einige sehr schmerzhafte Laser-Behandlungen hinter sich. Eine unter Vollnarkose in Moskau und zwei ohne Narkose in Minsk. Jeder der beiden Ärzte behauptet, das bessere Lasergerät zu haben. Um die letzten Stellen noch aufzuhellen, sind noch eine oder zwei Behandlungen nötig. Die Mutter weiß nicht, welchem Arzt sie glauben soll. Eine Behandlung kostet zwischen 300 und 650 Euro. Nun wollen wir in Deutschland nach entsprechenden Informationen suchen. 
Dann gibt es noch eine Familie, in der Zwillings-Mädchen geboren wurden. Wie wir hörten, hat eines der beiden Mädchen einen schweren Hüftschaden. Wir wissen noch nichts genaues; nur dass die Familie sehr arm ist. Wir werden demnächst mehr erfahren.
Genau diesen Familien helfen wir mit finanzieller Unterstützung, weil sie - anders als bei uns - viele Medikamente selbst bezahlen müssen. 
Nun sind wir auf dem Weg nach Gomel, um wieder mal verschiedene Einkäufe zu erledigen.

 

Tag 5, 24.3.2019

Heute waren wir in der Schulküche für unser jährliches Projekt „Kochen oder Backen mit den Kindern“. 
Wir hatten 8 Stationen vorbereitet: für Mini-Hamburger, Mini-Schnitzel-Hawai, Puten-Gemüse-Spieße, Thunfisch-Creme-Baguette, Obstspieße mit Schokolade, verschiedene Puddingsorten, Muffins und Wurst- und Käse-Baguette.
Hier konnten jeweils 5 Kinder arbeiten. Später kamen noch mehr Kinder und auch Mütter dazu.

Es war wieder mal eine logistische Meisterleistung. Die Umstände erfordern immer wieder schnelles Improvisieren und trotz guter Vorbereitung können manche Pläne einfach nicht realisiert werden.

Der Herd und der Backofen funktionieren nur nach gutem Zuspruch und dann umso heftiger. Die Fenster können nicht geöffnet werden; Rauchmelder gibt es Gott sei dank nicht, sonst hätte es Alarm gegeben beim Braten des Fleisches.

Wenn wir mit vier Mixern arbeiten fällt die Elektrik aus. Ein im letzten Jahr neu gekaufter und kaum gebrauchter Mixer schmorte kaputt.
Für die Konserven hatte nur Tamara den passenden Dosenöffner und nur sie konnte auch damit die Dosen öffnen.
Doch das vermeintliche Chaos bekommt ein System und die Kinder schaffen es wirklich immer wieder, zu schnippeln, zu rühren und mixen und leckere Sachen zu machen. Die zudem dann auch noch dank der Einkäufe von Christel in Deutschland wunderschön aussehen. 


Am Ende hatten wir ein reichliches Buffett mit verschiedenen Finger-Food und Pudding und Muffins. Es hat allen super geschmeckt und die Mühe der Vor- und Zubereitung hat sich wieder gelohnt. 


Freudestrahlend nehmen die Kinder Kleinigkeiten mit nach Hause, damit der Rest der Familie auch probieren kann.


Wir sind etwas erschöpft und freuen uns auf einen ruhigen Sonntag-Nachmittag. Aber meistens kommt es anders als man denkt.

 

Tag 4, 23.3.2019

Große Freude!

Ab 18:00 kamen nach und nach einige bedürftige Familien aus dem Dorf, um sich die große Überraschung abzuholen: Bettwäsche und warme Decken für jedes der Kinder in der Familie und ein paar Süßigkeiten. Tamara hatte uns erzählt, dass speziell Bettwäsche in diesen Familien fehlt. Kein Wunder, ist sie doch im Verhältnis zum hiesigen Einkommen nicht grade billig. Oft fehlt auch der Verdienst der Väter, weil sie die mehrköpfige Familie einfach verlassen haben und die Frauen alleine für die Versorgung der Kinder verantwortlich sind. An weitere Familien gingen dringend benötigte Kochtöpfe. 


Heute morgen haben wir alles eingekauft für unsere jährliche Aktion: Kochen bzw. Backen mit den Kindern in der Schule. In diesem Jahr lautet das Motto: Finger-Food. Wir erwarten ca. 80 Kinder, die schon lange wieder auf dieses Projekt warten. 
Am späten Abend kam die Sozialfrau des Kreises Tschetschersk, um die 27 Bettwäschen, Decken und Kuscheltiere abzuholen, die an die sozial schwachen und kinderreichen Familien gehen. Sie hat sich bereit erklärt, diese Sachen und auch einige Süßigkeiten für die Kinder zu verteilen. 


Nun können wir bei einem leckeren Abendessen ganz in Ruhe dem morgigen Tag in der Schulküche entgegen sehen.

 

Tschernobyl-Reise Tag 1. - 3. - 20.-22.03.2019

Vorgestern haben wir uns, wie immer mit „schwerem“ Gepäck, auf den Weg nach Weißrussland gemacht und sind ohne Probleme am späten Abend angekommen. Durch zwei Stunden Zeitverschiebung war es nachts 1 Uhr, als wir schlafen gingen.

Gestern haben wir nach einer kurzen Nacht einen Einkaufs-Marathon gemacht um 26 x Bettwäsche, 26 warme Decken, Süßigkeiten, ein Navi (unser altes war nach 7 Jahren kaputtgegangen), und 350 Knöpfe für Christels Clowns-Kostüme zu kaufen. Wir wollten noch eine elektrische Brotmaschine kaufen, aber in keinem der Elektrogeschäfte in Minsk gab es eine. Da es heute am Freitag eine Rabattaktion von 23% gab, haben uns die Damen vom Kaufhaus gestern alles zusammengestellt und wir sind heute morgen extra nochmals hin um alles zu bezahlen. Es klingt alles so einfach, aber das Einkaufen hier erfordert unglaublich viel Geduld und wir waren froh, überhaupt eine solche Menge an einem Ort zu bekommen. Ohne die Hilfe von Irina und Anatol hätten wir das eh nicht so ohne weiteres geschafft.
Nach dem Bezahlen sind wir über Sluzk nach Wosnesenskij ins Dorf gefahren.
In Sluzk, einer kleinen Stadt südlich von Minsk haben wir zwei Familien mit behinderten Kindern besucht und kamen grade rechtzeitig, um einen Teil einer
Festveranstaltung mit behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen zu erleben. Wie wir erfuhren, war heute in Belarus der Tag der Kinder mit Down-Syndrom.
Wie jedes Jahr gab es wieder einen Stop an einer Raststätte, wo Kuscheltiere verkauft werden. Hier haben wir zu einem sehr günstigen Preis einen Sack voll für unsere Sozialfamilien gekauft. 
Danach sind wir mit einiger Verspätung im Dorf angekommen. Bei einem leckeren „belarussischen Abendessen mit deutschem Akzent“ und einem Wodka besprechen wir mit unseren Freundinnen Tamara und Lydia unseren Terminplan für nächste Woche.

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